Gejagte und Getriebene Wer kennt es nicht: das Zuviel an Eindrücken, das Zulaut an Geräuschen, das Zuschnell an Informationen. Es begleitet uns Tag für Tag auf jedem Weg. Alles ist " to go" - der Kaffee, das Telefon, der Lieblingssong - für nichts muss man anhalten, zur Ruhe kommen - alles ist ständig in Bewegung. Als das Meinungsforschungsinstitut Allensbach im Jahr 2009 die Deutschen fragte, was sie an ihrem Charakter am liebsten verändern würden, wünschten sich die meisten, sie wären gerne "viel ruhiger". Und auf der Liste der guten Vorsätzen zum Jahreswechsel stehen ganz oben "Stress vermeiden" und "mehr Zeit haben für Freunde". Generalpause Doch was ist, wenn es still wird, keiner mehr drängt, nichts mehr treibt€ Wenn man plötzlich umgeben ist von einem riesigen allumfassenden "Funkloch"€ Was macht man dann€ Wer ist man dann noch€ Derselbe, der überall vernetzt und immer erreichbar ist, der in jeder Minute weiß, was in der entlegensten Ecke der Welt passiert€ Derselbe, der abends mit seinen Freunden ausgeht und versucht das zu sein, was andere in ihm sehen, oder was er die anderen gerne glauben machen möchte€ Vielleicht€! Wer wei߀! Womöglich lässt sich in dieser unbekannten Ruhe auch etwas anderes finden, etwas, was man schon längst vergessen, oder sich immer gewünscht hat."Aus der Hirnforschung weiß man inzwischen, dass das menschliche Gehirn dringend Phasen des Nichtstuns braucht, dass ein gewisser Leerlauf im Kopf für unsere geistige Stabilität sogar geradezu unabdingbar ist. Allerdings haben wir die hohe Kunst des Nichtstuns weitgehend verlernt. Das abschätzige Wort vom Müßiggang, der angeblich aller Laster Anfang sei, steckt uns derart tief in den Knochen, dass wir dem gestressten Karrieremenschen gesellschaftlich mehr Bewunderung entgegenbringen als dem genügsamen Lebenskünstler. (...) Wir betrachten es als Vorteil, wenn uns ein neues digitales Gerät (...) noch mehr Optionen eröffnet, uns noch mehr Informationskanäle erschließt - als ob es immer noch darauf ankäme, die Quantität der verfügbaren Informationen zu steigern und nicht ihre Qualität." (aus: Ulrich Schnabel, Muße - vom Glück des Nichtstuns) Termine: 28.04.2014 19:30 - 29.04.2014 00:00 29.04.2014 10:30 - 30.04.2014 00:00 29.04.2014 19:30 - 30.04.2014 00:00 30.04.2014 10:30 - 01.05.2014 00:00
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